Ethische Verhaltensrichtlinien für Tantralehrer/innen des Westlichen Tantra
Ein Tantra-Lehrer muss ständig die Reinheit seiner Absicht überprüfen und sicherstellen, dass er/sie Tantra und die Rolle des Lehrers nicht für persönliche Zwecke und sexuellen Gewinn benutzt. Zudem liegt es in seiner primären Verantwortung einen sicheren Energieraum zu schaffen. Dabei unterstützen ihn/sie die folgenden ethischen Verhaltensrichtlinien.
Abschnitt 1: Allgemeine ethische Richtlinien
Durch die Einbeziehung körperbezogener Methoden und der Sexualenergie haben Tantra-Lehrer eine besondere Verantwortung sich ethisch zu verhalten.
Tantra-Lehrer des Westlichen Tantra
- bejahen die sexuelle Energie als Urkraft des Lebens und als stärkste Form der Lebensenergie.
- akzeptieren und wertschätzen die Qualitäten des Frau- und des Mann-Seins.
- vermeiden jegliche Diskriminierung aufgrund von Rasse, Geschlecht, sexueller Orientierung, Religion oder nationaler Herkunft.
- vermeiden es, über andere tantrische Lehrer, Schulen und Traditionen negativ zu sprechen. Darüber hinaus behandeln sie andere Lehrer und Kollegen auf respektvolle Weise.
- verpflichten sich, das körperliche, emotionale, mentale und spirituelle Wohlbefinden ihrer Schüler zu fördern.
Abschnitt 2: Kompetenz
Tantra-Lehrer sollten ihre Tätigkeit erst ausüben, wenn sie persönlich und wissensbezogen wirklich dazu in der Lage sind, andere Menschen anzuleiten und zu unterrichten.
Tantra-Lehrer des Westlichen Tantra üben ihre Lehrertätigkeit nur aus,
- wenn sie sich verpflichten, ihre berufliche Kompetenz und Integrität durch Aus- und Weiterbildung aufrechtzuerhalten.
- wenn sie entsprechende persönliche Erfahrungen (Praxis des Tantra in Jahrestrainings oder Seminaren) und umfangreiches Wissen (durch kontinuierliches Studium tantrischer Literatur) im tantrischen Bereich gesammelt haben.
- wenn sie wissen, dass ihre persönlichen Probleme sie nicht an der kompetenten Ausübung ihrer Aktivitäten hindern werden.
- wenn sie regelmäßig oder bei aufgetretenen Problemen Supervisionssitzungen bei dafür geeigneten Supervisoren nehmen.
- wenn sie sich ihrer Kompetenz-Grenzen bewusst sind und sie den Schülern gegenüber entsprechend vertreten. Gegebenfalls verweisen sie sie an qualifiziertere Personen.
- wenn sie sich verpflichten, keine medizinischen oder psychologischen Ratschläge außerhalb ihres Kompetenzbereichs zu erteilen, es sei denn, sie sind dafür qualifiziert oder ausgebildet.
- wenn sie die Verantwortung für die Folgen ihrer Handlungen, eventuellen Unterlassungen oder Beauftragungen durch andere Personen übernehmen. Sie unternehmen angemessene Anstrengungen, um sicherzustellen, dass alle angebotenen Dienstleistungen angemessen sind und nicht über die Bedürfnisse des Studenten hinausgehen.
Abschnitt 3: Schüler-Lehrer-Beziehungen
Tantra-Lehrer stehen in einer besonderen Vertrauensbeziehung zu ihren Schülern. Die berufliche Beziehung ist eine ungleiche Beziehung, die zu einem Machtungleichgewicht führt. Dieses Ungleichgewicht ist auf die Autoritätsposition des Lehrers und sein Spezialwissen zurückzuführen. Wenn der Lehrer seine Machtposition benutzt, um Grenzen zu verletzen, missbraucht er seine Macht. Wenn Grenzen in Bezug auf persönliche Würde, Privatsphäre, Kontrolle und berufliche Distanz verletzt werden, kann dies zu sexuellem Missbrauch führen oder als solcher empfunden werden. Die Lehrer sind dafür verantwortlich, Grenzen zu setzen und zu verwalten, um sicherzustellen, dass das Vertrauen, das ein Schüler in den Lehrer gesetzt hat, nicht missbraucht wird.
Sexualverhalten mit derzeitigen Schülerinnen und Schülern
Tantra-Lehrer des Westlichen Tantra gehen mit den derzeitigen Schülerinnen und Schülern kein sexuelles Verhalten ein. Sexualverhalten ist definiert, aber nicht beschränkt auf alle Formen offener oder verdeckter verführerischer Sprache, Gesten und Verhaltensweisen sowie auf körperliche Kontakte sexueller Art.
Sexualverhalten mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern
- Wenn ein Lehrer mit einem Schüler oder einer Schülerin im Einzelunterricht gearbeitet hat, sollte er/sie mindestens einen Monat nach Beendigung des Einzelunterrichts kein sexuelles Verhalten mit diesem/dieser ehemaligen Schüler/in an den Tag legen. Sobald die Lehrer-Schüler-Beziehung ausdrücklich beendet wurde und ein Monat vergangen ist, können Lehrer und Schüler sich für sexuelles Verhalten entscheiden, vorausgesetzt, es wurde keine Ethik im Rahmen dieses Kodex verletzt.
- Wenn ein Lehrer in einem Seminar mit einem Schüler gearbeitet hat, sollte er mindestens zwei Wochen lang kein sexuelles Verhalten mit diesem ehemaligen Schüler an den Tag legen. Sobald die Lehrer-Schüler-Beziehung explizit beendet wurde und zwei Wochen vergangen sind, können Lehrer und Schüler sich für ein sexuelles Verhalten entscheiden, vorausgesetzt, es wurde keine Ethik im Sinne dieses Kodex verletzt. Der Tantralehrer muss deutlich machen dass er oder sie nicht mehr der Lehrer ist, sondern nur noch ein einfacher, gewöhnlicher Mensch.
- Im Rahmen eines erweiterten Trainings (z.B. einem mehrteiligen Kurs oder einem Jahrestraining) sollte innerhalb eines Zeitraums von mindestens zwei Monaten nach einem solchen Training keine romantische oder sexuelle Beziehung aufgenommen werden.
Abschnitt 4: Privatsphäre und Vertraulichkeit
Diese Richtlinien sollen die persönlichen Daten des Schülers schützen und eine Grundlage für die Entwicklung von Vertrauen zwischen Lehrer und Schüler schaffen.
Wahrung der Vertraulichkeit
Die Lehrer haben eine vorrangige Verpflichtung und treffen angemessene Vorkehrungen zum Schutz vertraulicher Informationen, die über ein beliebiges Medium erhalten oder in einem beliebigen Medium gespeichert werden, wobei sie sich bewusst sind, dass das Ausmaß und die Grenzen der Vertraulichkeit gesetzlich geregelt oder durch institutionelle Vorschriften oder berufliche oder wissenschaftliche Beziehungen festgelegt sein können.
Sie holen die Zustimmung der Schülerinnen und Schüler ein, bevor sie Tantra-Sitzungen fotografieren, auf Audio- oder Videoband aufnehmen oder die Beobachtung von Tantra-Sitzungen durch Dritte gestatten. Sie bitten die Studenten um Erlaubnis, bevor sie Fotos oder Videos auf einer Social-Media-Plattform hinzufügen.
Offenlegung vertraulicher Informationen
Die Lehrer dürfen vertrauliche Informationen ohne die Zustimmung der Person nur dann offenlegen, wenn dies gesetzlich vorgeschrieben ist oder wenn es gesetzlich erlaubt ist, um (1) notwendige professionelle Dienstleistungen zu erbringen; (2) eine angemessene professionelle Aufsicht zu erhalten (z.B. Supervision); (3) den Schüler, Tantra-Lehrer oder andere vor Schaden zu schützen; oder (4) eine Bezahlung für Dienstleistungen von einem Schüler zu erhalten, wobei die Offenlegung auf das zur Erreichung des Zwecks notwendige Minimum beschränkt ist.
Finanzielle Fragen
Alle offenen finanziellen Fragen und Zahlungsverpflichtungen des Schülers werden besprochen, bevor die Dienstleistungen angeboten werden.
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